Fotoreportage Köln

Eine Geschichte erzählen – nicht mehr oder weniger macht eine gute Fotoreportage aus. Sie kann spektakuläre Bilder zeigen, aber auch alltägliche Dinge dokumentieren und nachträglich erlebbar machen.


Hört man „Fotoreportage“, so denkt man vielleicht an spektakuläre Bilder aus Kriegs- oder Krisengebieten. Oder an Dokumentationen, wie sie Sebastiao Salgado in oft düsteren Schwarzweiß-Aufnahmen gezaubert hat: Leid und Ausbeutung in Afrika, Lateinamerika oder Indien, Bilder von verzweifelten Menschen oder spektakulären Ereignissen.

Vielleicht denkt man beim Begriff Fotoreportage auch an Magazine wie den STERN, die alljährlich die besten Fotoreportagen vorstellen.

Doch Fotoreportagen erzählen und dokumentieren auch die „kleinen Geschichten“ aus unserem Alltag und der unmittelbaren Umgebung. Denn eine Fotoreportage ist eine zeitlich und örtlich begrenzte Darstellung von nicht-fiktiven Ereignissen. Doch was bedeutet „Darstellung“? Ist der Fotograf zur Objektivität verpflichtet und dazu, reine Fakten nüchtern darzustellen? Inwieweit darf und muss er einen eigenen Standpunkt einnehmen und sich selbst oder seine Ansichten in die Fotoreportage einbringen?

Herrschte früher noch die Meinung vor, der Fotograf müsse ein nüchterner Beobachter der Dinge sein, so sind viele Reportage Fotografen heute der Ansicht, dass die Person, welche die Geschichte erzählt, genauso wichtig ist, wie die Geschichte selbst.

Was soll eine gute Fotoreportage leisten?

Sie soll eine Geschichte erzählen – aber nicht nur. Eine Fotoreportage kann informieren, unterhalten oder provozieren. Sie kann nüchterne Fakten darstellen oder die subjektive Meinung des Fotografen (oder des Auftraggebers) widerspiegeln. Sie kann eine persönliche Sicht auf die Welt und ihre Ereignisse wiedergeben. Wozu sie nicht in der Lage ist, ist eine absolute und unerschütterliche Wahrheit wiederzugeben und Anspruch auf eine absolute Objektivität zu erheben. Denn schon mit der Entscheidung für einen bestimmten Ort, für bestimmte Begebenheiten und mit der Auswahl der Motive, Perspektiven und Bildausschnitte drückt der Fotograf dem Bild seinen persönlichen Stempel auf und bezieht subjektiv Stellung.

Wenn das Ziel der Fotoreportage nicht allein das der Wahrheitsfindung ist, worum geht es dann? Vielleicht darum, Momente, Ereignisse und Situationen fotografisch zu dokumentieren, die so nie wieder stattfinden werden. Aufnahmen aus der 1968-er Flower-Power-Revolution in San Francisco dokumentieren Ereignisse, die in dieser Form nie wieder stattgefunden haben und nie wieder mit denselben Protagonisten. Werden aussterbende Tierarten fotografisch dokumentiert, so können die Aufnahmen Zeugnis für nachfolgende Generationen sein. Solche Fotoreportagen können – wenn sie gut gemacht wurden – dem Betrachter auch in ferner Zukunft noch das Gefühl geben, er wäre dabei gewesen.

Wenn sie „gut gemacht wurden“? Genau darum geht es: Bilder mit rein informellem Charakter prägen sich nicht beim Betrachter ein. Dies betrifft viele Fotos aus Tageszeitungen oder Magazinen, die vor allem dekorativen Charakter haben und den Text „aufpeppen“ sollen. Eine gute Fotoreportage bietet jedoch mehr: sie kann den Betrachter informieren, neue Sichtweisen ermöglichen oder Mitgefühl wecken. Sie kann ihn dazu animieren, innezuhalten, das Bild auf sich wirken zu lassen und sich Gedanken über die Intention zu machen.

Die Fotoreportage und die Wahrheit

Auch wenn die Fotoreportage keine absoluten Wahrheiten bieten kann, so sollte sie sich doch der Wahrheit verpflichtet fühlen. Es ist ein Unterschied, ob ein Fotograf oder Filmemacher sich bemüht, tatsächliche Ereignisse zu dokumentieren, oder ob er Propaganda betreibt. Ein prominentes Beispiel ist Helene Bertha Amalie „Leni“ Riefenstahl, eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Filmgeschichte. Einerseits war sie „innovative Filmemacherin und kreative Ästhetin“ (Beschreibung der Leni Riefenstahl-Ausstellung vom 4. Dezember 1998 bis 14. März 1999), andererseits verherrlichte sie mit ihrer Propaganda die Diktatur des Nationalsozialismus. Diese Art der „Reportage“ hat wenig zu tun mit wahrhafter Darstellung.

Wie fotografiert man eine Fotoreportage?

Der Fotograf muss sich in das Thema einfühlen und dafür begeistern können. So können auch Amateure, die ihr „Steckenpferd“ fotografisch dokumentieren möchten, eine Fotoreportage erstellen. Professionelle Fotografen machen entweder ihre eigenen Interessensgebiete zum Thema der Fotoreportagen. Oder aber sie erhalten vom Auftraggeber Vorgaben zum Thema und den Schwerpunkten der gewünschten Fotoreportage. In der Reportage Fotografie muss nicht unbedingt ein reißerisches Thema aufgegriffen werden. Auch scheinbar banale Themen können interessant und spannend dokumentiert werden.

Oft reicht es nicht, einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die Aufgabe des Fotoreporters ist meist vielschichtiger. Häufig muss er recherchieren und sich Wissen zum Thema aneignen. Er muss Ansprechpartner finden und ihre Unterstützung gewinnen. Manchmal sind Genehmigungen einzuholen, damit überhaupt fotografiert werden kann. Sind diese Vorbereitungen abgeschlossen, folgt die eigentliche Fotodokumentation bzw. Fotoreportage. Daran schließt sich die Auswahl der Bilder sowie die Bildbearbeitung und ihre Präsentation an.

Wichtig ist auch, dass genügend Bilder eine ausreichende „Dichte“ aufweisen. Es ist bei einer Fotoreportage nicht ausreichend, einzelne gute Bilder zu haben. Denn es geht um die Geschichte als Ganzes und diese Geschichte muss mit relativ wenigen Bildern erzählbar sein. Denn eine Magazinreportage muss die Geschichte in circa 12 bis 15 Bildern erzählen können, komplexere Themen dürfen durchaus auch 25 bis 30 Bilder umfassen. Um eine solche Dichte erzielen zu können, muss der Fotograf sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und sich für das Thema begeistert haben. Der Kriegsfotograf Robert Capa brachte das folgendermaßen auf den Punkt: „Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug dran.“

Stichworte: Fotoreportage, Reportage Fotografie